Rektoratspapier und EMail vom AStA

Hallo zusammen,

die super super Kurzfassung: Der Rektor will die Vergabe der Fakultätsmittel (Personalhaushalt!) stärker an Leistungsparameter koppeln. Das wird zu einer Verschlechterung der Lehre an der Universität führen. Wir treffen uns am Dienstag dem 1.10 um 18 Uhr, um die neusten Informationen auszutauschen und das Gespräch mit dem Rektor auf dem TAF in vier Wochen vorzubereiten.

Die längere Fassung: Der Rektor hat angekündigt, dass die Fakultätsmittel in Zukunft noch stärker nach Leistungskriterien vergeben werden sollen - dies soll insbesondere auch auf den Personalhaushalt (!!!) ausgeweitet werden - also auch auf die Zahl der Professoren an den Fakultäten! Der Rektor hält sich möglichst verdeckt, es steht aber im Raum, dass bis zu 30% der Fakultätsmittel nach vom Rektor bestimmten Leistungskriterien vergeben werden sollen - es ist dabei davon auszugehen, dass die Fakultäten nicht für glückliche und gut ausgebildete Studierende, sondern eher für Abschlüsse in Regelstudienzeit und so belohnt werden sollen. Das heißt, der Rektor wird Fakultäten für Dinge belohnen die gegen unser Interesse sind und somit die Studiensituation in Bielefeld verschlechtern. Hinzu kommt, dass es ernstzunehmende wissenschaftliche Zweifel an der Wirksamkeit eines solchen Verfahrens gibt.

Wir befürchten, dass Fakultätsmittelkürzungen sich schnell auch in der Betreuung und Ausbildung von Studierenden bemerkbar machen werden. Das heißt weniger Tutoren, weniger Doktorranden, weniger und schlechter ausgestattete Seminare und Praktikumsplätze. Und das wären dann nur die direkten Folgen. Es ist aber leider davon auszugehen, dass es noch indirekte Folgen geben wird, die durch Fehlsteuerungen ausgelöst werden - oder will jemand behaupten, dass diese direkte Konkurrenz zwischen den Fakultäten dazu führen wird, dass diese stärker in Forschung und Lehre zusammen arbeiten werden? Das ist aber eine der Dinge, die Bielefeld als Universität bisher auszeichnet hat - wir können hier in Biologie unsere Bachelor machen und dann ein Gebäude weiter in die Chemie gehen, um dort den Master zu machen (nur ein Beispiel). Eine Verschlechterung der Stimmung durch Konkurrenz zwischen den Fakultäten wird so was in Zukunft sicher erschweren.

Ein weiteres Beispiel für mögliche Fehlsteuerungen ist die Berücksichtigung der Studienerfolgsquote (100% minus Abbrecherquote). Diese wird sehr schnell dazu führen, dass die Fakultäten versuchen werden, diese Quote möglichst bald zu maximieren. Und der einfachste Weg wird es sein, die Eingangshürden (NC, Einstellungstests, ...) zum Studium an zu heben, so dass die Zahl der "Risikostudierenden" sinkt und somit weniger Abbrüche stattfinden. Das Ergebnis wird sein, dass die Auswahl der Studienfächer für alle eingeschränkt werden wird. Alternativ wird das Niveau des Studiums so weit abgesenkt, dass niemand mehr durchfallen kann und wir auch nichts mehr im Studium lernen.

Ein Effekt den wir schon *jetzt* in Berufungskommissionen sehen ist, dass die Kopplung der Finanzen an die eingetriebenen Sachmitteln zu einer massiven Beeinflussung der Berufungsverfahren für Professoren führt. Der Grund ist einfach - quantitativ bewertbare Forschung (will heißen: Zahl der Veröffentlichungen, Höhe der eingetriebenen Drittmittel und vielleicht noch bestehende (internationale) Kooperationen) wird gegenüber nicht quantifizierbarer Lehre deutlich durch das Verfahren bevorzugt. Was liegt also näher, als auch bei neuen Professoren drauf zu achten, dass diese in eben jenen Kategorien glänzen? Der Effekt ist, dass immer weniger darauf geachtet wird, dass neue Professoren auch gute Lehre machen - wodurch dann die Studienqualität an der Universität mittelfristig abnehmen wird.

Es ist richtig, dass der Rektor die Sache rein rechtlich im Alleingang beschließen könnte - sein Problem ist aber, dass er durch einen Alleingang die ganze Universität gegen sich aufbringen würde (was er offensichtlich nicht möchte). Deswegen hat er den Professoren, dem Mittelbau *und den Studierenden* den Dialog angeboten - sein Kalkül ist natürlich, dass er uns mit seinen gut vorbereiteten Positionen und seinem Hintergrundwissen überrollt und so letztlich unsere passive Billigung gewinnt. Unser Ziel sollte es folglich sein, uns beim Gespräch mit dem Rektor auf dem kommenden TAF deutlich gegen die Ausweitung der Leistungskriterien bei der Vergabe von Fakultätsmitteln zu positionieren. Außerdem sollten wir uns dafür einsetzen, dass der Rektor auf sein Paket nicht nur Dialog und Mitbestimmung drauf schreibt, sondern auch beides hinein tut - wir sollten uns also möglichst geschlossen dafür aussprechen, dass zumindest Gremien geschaffen werden, die über die Auswahl und Gewichtung der Kriterien entscheiden und dies unter wesentlicher studentischer Beteiligung tun.

Herr Sagerer hat zugesagt zum nächsten Treffen aller Fachschaften am 29.10 zu kommen und uns noch einmal für Fragen und Diskussionen zur Verfügung zu stehen. Um den Top vorzubereiten treffen wir uns am kommenden Dienstag um 18 Uhr (1.10, Treffpunkt wird noch bekannt gegeben) - wir wollen die neusten Informationen zu den Plänen des Rektors austauschen (es sind bspw. Details zu den geplanten Verteilungssschlüsseln durchgesickert). Außerdem werden wir das Einladungsschreiben an Herrn Sagerer abschließend besprechen. Auf diesem sollen im Sinne einer konstruktiven Diskussion unsere wichtigsten Fragen und Kritikpunkte an den Plänen zur Ausweitung der leistungsorientierten Mittelvergabe zusammen gefasst werden.

mfg Markus